Errichten von Niederspannungsanlagen –Teil 530: Auswahl und Errichtung elektrischer Betriebsmittel – Schalt- und Steuergeräte
 

Im Juni 2018 ist die neue Ausgabe dieser Errichtungsbestimmung erschienen. Sie wurde gegenüber der vorherigen Ausgabe von Juni 2011 vollständig überarbeitet und ergänzt.
Die Nummerierung einiger Abschnitte und Anhänge weicht von der Vorgängerversion ab. Bisher separat veröffentlichte Anforderungen zur Auswahl von Geräten zum Trennen und Schalten wurden mit aufgenommen (1).

Hier einige Neuerungen zur Verwendung von Fehlerstromschutzeinrichtungen (RCDs) im Überblick.

RCDs des Typs F wurden zur Erfassung von Wechsel- und pulsierenden Gleichfehlerströmen der Bemessungsfrequenz und Wechselfehlerströmen mit Mischfrequenzen aufgenommen (2).
Welche RCDs sich für welche Formen von Last- und Fehlerströmen eignen, wird tabellarisch und in 13 Diagrammen dargestellt (3).  Im Vergleich zur Vorgängerausgabe sind also vier neue Diagramme hinzugekommen und für den schnellen Überblick grau hinterlegt. Sie zeigen Schaltungen mit Frequenzumrichtern, welche nur die Verwendung von RCDs des Typs F oder B oder nur des Typs B zulassen. Wir haben Ihnen die Diagramme unten im pdf-Format zur Verfügung gestellt. Zum besseren Verständnis und der Vollständigkeit halber haben wir dort auch die Variante "einphasig ohne Gleichrichtung" aufgenommen. Dieser einfachste, klassische Fehler wird in der Norm nicht genannt. Die Diagramme 2 - 14 entsprechen den 13 Diagrammen in der Norm.
Die Verwendung von RCDs vom Typ AC ist in Deutschland für neue Installationen generell nicht zulässig. RCDs vom Typ B+ können in Deutschland als Alternative zu RCDs vom Typ B eingesetzt werden (4).

Um unerwünschte Abschaltungen von RCDs durch betriebsbedingte Ableitströme in Schutzleitersystemen zu vermeiden, ist vorgesehen, dass diese Ableitströme maximal das 0,3-Fache des Bemessungsfehlerstroms betragen dürfen (5). In der vorherigen Ausgabe der DIN VDE 0100-530 war das 0,4-Fache zulässig. Zudem wird eine Aufteilung der zu schützenden Stromkreise auf mehrere RCDs vorgeschlagen.

Detaillierter beschrieben ist jetzt auch die Auswahl von RCDs in Abhängigkeit davon, wer Zutritt zur elektrischen Anlage hat. So dürfen in Anlagen, die für Laien, Kinder oder behinderte Personen zugänglich sind, nur Fehlerstromschutzschalter (RCCBs) vom Typ A (6) sowie FI-/LS-Kombinationen (RCBOs) vom Typ A (7)  oder RCCBs/RCBOs vom Typ F oder B (8) verwendet werden (9). In Anlagen, die nur für unterwiesene Personen oder Elektrofachkräfte zugänglich sind, dürfen zusätzlich auch Leistungsschalter mit Fehlerstromschutz (CBR) und modulare Fehlerstromschutzgeräte (MRCD) vom Typ A oder B (10) verwendet werden. Die verschiedenen Schutzeinrichtungen mit ihren Funktionen und Produktnormen werden in Tabelle 536.1 aufgelistet.

Äußerst verwirrend sind leider die Angaben zum betriebsmäßigen Schalten von RCDs. Einerseits wird angegeben, dass Schutzeinrichtungen (dazu zählen auch RCDs) nicht zum betriebsmäßigen Schalten vorgesehen werden dürfen (11). An anderer Stelle steht jedoch, dass RCCBs und RCBOs zum betriebsmäßigen Schalten geeignet seien (12), jedoch mit dem Hinweis, dass „das Gerät für häufiges betriebsmäßiges Schalten nicht empfohlen wird“. Gemeint ist damit, dass z.B. ein Fehlerstromschutzschalter (RCCB) zum Schalten einer Not-Aus-Einrichtung (13) verwendet werden darf. „Betriebsmäßig“ heißt in diesem Fall: Ein Fehlerstromschutzschalter wird bei Not-Aus oder auch im Fehlerfall bei einem Isolationsfehler geschaltet. Zum täglichen Ein- und Ausschalten von elektrischen Stromkreisen oder einzelnen Verbrauchern sind Fehlerstromschutzschalter jedoch nicht geeignet. Einrichtungen für Not-Aus müssen zum Trennen geeignet sein (14).

Eine automatische Wiedereinschaltung von Schutzeinrichtungen ist in Anlagen zulässig, zu denen nur elektrotechnisch unterwiesene Personen oder Elektrofachkräfte Zugang haben (15). Entsprechend lokaler oder nationaler Installationsvorschriften dürfen jedoch Einrichtungen mit automatischem Wiedereinschalten zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung ebenfalls für Bereiche mit Zugang für Laien, Kinder oder behinderten Personen verwendet werden, wenn bestimmte Bewertungskriterien für die Wiedereinschaltung erfüllt sind.


Die Verweise auf einen Blick
1 vorher: DIN VDE 0100-537
2 Abschnitt 531.3.3: Hier werden in Abhängigkeit der zu erfassenden Fehlerstromarten die verschiedenen Typen von RCDs aufgeführt.
3 Anhang A, S. 53 - 55
4 Anhang A, S. 55, Anmerkung 2
5 Abschnitt 531.3.2
6 nach DIN EN 61008-1
7 nach DIN EN 61009-1
8 nach DIN EN 62423
9 Abschnitt 531.3.4
10 nach DIN EN 60947-2  
11 Abschnitt 530.4.5
12 Anhang B in Tabelle B1
13 nach Abschnitt 537.3.3
14 Abschnitt 537.3.3.1 und Tabelle B1 in Anhang B
15 Abschnitt 531.1


Günter Grünebast
Leitung Normung/Prüfung/Zertifizierung