Nutzung von Strom als Errungenschaft und Gefahr für den Menschen

Elektrizität hat uns Menschen schon immer fasziniert, auch als wir noch keinen Namen dafür hatten. Sichtbare elektrische Phänomene wie Blitz, Irrlichter oder Elmsfeuer wurden lange mit Mythen und Legenden oder göttlichem Zorn erklärt. Zeitgleich beschrieben und erforschten Ägypter und Griechen bereits lange vor Christus z. B. die elektrostatische Aufladung.

Der Begriff Elektrizität entstand Ende des 16. Jahrhunderts. Ab dem 18. Jahrhundert nahm die weitere Erforschung und Nutzbarmachung von Elektrizität an Fahrt auf und auch der Schutz vor den Gefahren von Elektrizität wurde erstmals Thema. Beispiele sind um 1750 der Blitzableiter von Benjamin Franklin und die Volta´sche Säule - sie gilt als erste Batterie – um 1800.

Ab 1830 setzte eine breite Anwendung von Elektrizität ein: Morses Schreibtelegraf, Davenports elektrische Lokomotive, die Glühlampe, der Generator, die erste elektrische Beleuchtung eines öffentlichen Platzes auf dem Place de la Concorde in Paris oder das Telefon. Sie alle entstanden im 19. Jahrhundert, in dem auch die industrielle Nutzung von Elektrizität ihren Anfang nahm.

Die Gefahren von Elektrizität bzw. die sichere Nutzung von Strom spielten in dieser Zeit vor allem während des sogenannten Stromkriegs eine Rolle: Um 1890 stritten Thomas Alva Edison und George Westinghouse darüber, ob Gleichspannung oder Wechselspannung für die großflächige Stromversorgung der USA geeigneter sei – mit bekanntem Ausgang.

Die privaten Haushalte eroberte die Elektrizität im 20. Jahrhundert. Zunächst war eine Stromversorgung ein beinahe unbezahlbarer Luxus, dennoch zogen die ersten Elektrogeräte in die Küchen reicher Hausbesitzer ein – mit unisolierten Kabeln und nur durch eine Porzellansicherung abgesichert - Stromunfälle und Kurzschlüsse waren an der Tagesordnung. Trotzdem stieg die Rate der Haushalte mit Stromanschluss zwischen 1910 und 1933 von 10 auf 76 %. In den 50er Jahren wurde der private Stromanschluss zum Standard; seit den Wirtschaftswunderjahren zogen immer neue Geräte in deutsche Haushalte ein. Es startete nun auch die Erfolgsgeschichte der Unterhaltungselektronik.

Für die sichere Nutzung von Strom bringt das 20. Jahrhundert die Erfindung des Fehlerstromschutzschalters und des Leitungsschutzschalters. Einen ersten „Summenstromwandler zur Erdschlusserfassung“ gab es bereits 1903. Marktfähig wurde der Fehlerstromschutzschalter aber erst in den 1950er Jahren. Pioniere wie Doepke-Unternehmensgründer Franz Doepke brachten den Lebensretter an den Mann und an die Frau. Seit 1984 ist der FI Pflicht in Räumen mit Duschen oder Badewannen, seit 2009 in jedem neu eingebauten Steckdosenstromkreis im Privathaushalt.

Und heute?

Strom prägt unseren Alltag; er ist im Privaten wie im Beruflichen unerlässlich. Unsere heimischen Elektroinstallationen sind allerdings oft eher historisches Museum als für heutige oder gar künftige Herausforderungen gerüstet: Einer Studie des ZVEI aus dem Jahr 2015 zufolge werden in mehr als 70% der Wohnbauten Elektroleitungen genutzt, die über 35 Jahre alt sind. In 20% der Gebäude sind die Verteiler mindestens 30 Jahre alt. Erst auf den zweiten Blick sicherheitsrelevant: in einem Großteil der privaten Wohngebäude sind zu wenige Stromkreise und Steckdosen verbaut. Hier drohen nach Ansicht des ZVEI Überlastungen. Denn diesen alten Installationen stehen moderne, mit Leistungselektronik ausgestattete elektrische Verbraucher mit hohen Einschaltströmen, Oberschwingungen, Mischfrequenzen oder gar Gleichstromanteilen im Fehlerstrom gegenüber. Die Zahl der Elektrogeräte im Haushalt nimmt stetig zu. Gleichzeitig stehen wir vor der zunehmenden Vernetzung unseres Zuhauses, dem Ausbau der dezentralen Energieversorgung in Form von Photovoltaik, Kraft-Wärme-Kopplung, Batteriespeicher, Wärmepumpen und der steigenden Elektromobilität.